Wenn du mit einer Zahntechnik Ausbildung liebäugelst, bist du bei mir genau richtig. Ich bin ausgebildete Zahntechnikerin mit über 20 Jahren Berufserfahrung. Ich war nicht nur selbst Lehrling, sondern habe auch viele Zahntechnik Azubis betreut. Hier verrate ich dir, was du über die Zahntechnik Ausbildung, den Berufsalltag, das Gehalt und deine Karriereoptionen wissen solltest, bevor du dich für einen Ausbildungsplatz in der Zahntechnik bewirbst.
Zahntechniker/in stellen Zahnersatz her. Dieser kann temporär, dauerhaft, herausnehmbar oder auch festsitzend sein. Er dient primär zur Korrektur/ Reparatur schadhafter Zähne, aber auch zur Behebung ästhetischer und/oder kieferorthopädischer Defekte. Als Zahntechniker/in arbeitest du mit sehr vielen unterschiedlichen Materialien, Werkzeugen, Geräten und auch am Computer, da wird in 3D design. Die Aufgaben sind sehr vielfältig, sowohl in der Ausbildung als auch später im Beruf selbst.
Wobei die technische, kieferorthopädische Sparte, wie Zahnspangen, in der Ausbildung zum Zahntechniker kurz ausfällt. Hier bedarf es einer weiteren Spezialisierung, die aber nicht in jedem Betreib angeboten wird.
Die Zahntechnik ist eine Branche, die sich ständig weiterentwickelt. Vom Ersatz aus echten Zähnen, Elfenbein, Gold, Siegellack, Wachs und Rabiat bis zu heute üblichen Materialien wie Zirkon, Keramik und Titan. Auch an der Zahntechnik geht die Digitalisierung nicht vorbei. Moderner Zahnersatz ist vor allem biokompatibel und in angestrebter Perfektion in Form, Farbe und Ästhetik.
In der Zahntechnik wird von Mitarbeitern Ausdauer, Präzision, Flexibilität, Teamgeist, Logik, Form- und Farbgefühl sowie Kommunikationskompetenz erwartet. Die ästhetischen, funktionalen und technischen Ansprüche sind heutzutage bei den meisten Zahnärzten/innen, Zahntechnikern/innen, Kieferchirurgen/innen, Kieferorthopäden/innen aber auch Patienten/innen sehr hoch. Patienten/innen sind gut informiert und auch sehr interessiert. Dies konnte ich in den letzten 20 Jahren beobachten. Diese Entwicklung fordert natürlich den Drang weiter zu forschen für mehr Ästhetik, Funktionalität, Biokompatibilität aber auch Effizienz.
Eine gute und faszinierende Entwicklung in der Zahntechnik mit einem bitteren Beigeschmack. Es sind die Punkte Qualität und Quantität, denn Zeit ist Geld, das ist schon lange die Devise, was aber im Widerspruch zur Qualität steht.
Zu allererst solltest du dich selbst fragen:
Wenn du das alles oder wenigstens einen Großteil davon mit Ja beantworten kannst, dann könnte eine Ausbildung in der Zahntechnik das Richtige für dich sein, denn es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, in dem diese Fertigkeiten und Talente gefragt sind.
Um den Beruf des Zahntechnikers bzw. der Zahntechnikerin ausüben zu können, musst du nun eine dreieinhalbjährige Ausbildung abschließen. Diese erfolgt dual im Ausbildungsbetrieb in Kombination mit regelmäßigem Unterricht an einer Berufsschule.
Grundsätzlich solltest du mindestens einen Hauptschulabschluss für diese Ausbildung mitbringen, jedoch werden in der Praxis Ausbildungsplätze an Bewerberinnen und Bewerber mit mittleren Schulabschluss oder sogar Abitur vergeben.
Um den Ausbildungsplatz bewirbst du dich direkt bei einem zahntechnischen Labor oder einer Zahnklinik. Hierfür brauchst du einen tabellarischen Lebenslauf, ein überzeugendes Bewerbungsschreiben und Dokumente wie Abschluss- und Arbeitszeugnisse (falls du vor der Ausbildung schonmal gearbeitet hast).
Als nächstes kommt eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Wenn dieses erfolgreich war, folgt üblicherweise eine Einladung zum Probearbeiten.
Beim Probearbeiten geht es darum, deine praktischen Fertigkeiten zu beurteilen. Meist bekommen die Bewerberinnen und Bewerber eine einfache Zeichnung von beispielsweise einem Kreis, einem Zickzack oder auch mal eine Brille. Diese muss man dann aus Draht, nachbiegen. Dafür musst du professionelle Drahtzangen benutzen. Oft bekommt man auch Knete, mit welcher man eine bestimmte Form kneten soll, einen Zahn, einen Elefanten oder ähnliches. Hier wird getestet, wie dein Formgefühl ist. Vielleicht bekommst du auch eine Zahngarnitur die du nach Farbe oder Reihenfolge der Zähne im Mund sortieren sollst. Eine Zahngarnitur ist ein Plättchen mit vorgefertigten Zähnen aus Kunststoff. Diese gibt es in mehreren Größen, Farben und Formen.
Wenn du auch hier erfolgreich warst, dein zukünftiger Ausbilder oder auch Meister im Labor zufrieden ist, gehört der Ausbildungsplatz dir. Herzlichen Glückwunsch!
Jetzt musst du dich nur noch an einem Oberstufenzentrum bzw. Berufskolleg, an dem Zahntechnik gelehrt wird, anmelden. In Berlin ist es das OSZ für Körperpflege zum Beispiel.
Während der Ausbildung musst du zwei Prüfungen ablegen. Nach eineinhalb Jahren gibt es eine Zwischenprüfung vor der Handwerkskammer. Da werden die ersten theoretischen und praktischen Kenntnisse geprüft. Nach dreieinhalb Jahren gibt es dann die Abschlussprüfung, die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer. Diese erfolgt sowohl schriftlich als auch praktisch. Wer zwischen zwei Noten steht, muss zusätzlich zur mündlichen Prüfung antreten.
Die Ausbildungsvergütung in der Zahntechnik hat sich erheblich verbessert. Denn seit dem 01.01.2020 gibt es einen Mindestlohn für Auszubildende. Da es keine tariflichen Regelungen in der Zahntechnik gibt, variieren die Vergütungen der Auszubildenden und auch die Gehälter der Zahntechniker. Jedoch gibt es die MDZI-Mitteldeutsche Zahntechniker-Innung und den VDZI-Verband deutscher Zahntechniker-Innungen, diese sprechen Empfehlungen aus. An diesen orientieren sich die ausbildenden Betriebe und somit ist es regional von Labor zu Labor anders. Damit du dennoch eine kleine Orientierung zur Vergütung eines Auszubildenden in der Zahntechnik hast, hier die folgende Übersicht für Berlin-Brandenburg/Westsachsen/Sachsen-Anhalt
2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
---|---|---|---|---|
1. Lehrjahr | 515,00 € | 550,00 € | 585,00 € | 620,00 € |
2. Lehrjahr | 607,70 € | 649,00 € | 690,30 € | 731,60 € |
3. Lehrjahr | 695,25 € | 742,50 € | 789,75 € | 837,00 € |
4. Lehrjahr | 721,00 € | 770,00 € | 819,00 € | 868,00 € |
Reicht die Ausbildungsvergütung nicht zur Finanzierung deines Lebensunterhalts, kannst du eventuell Berufsausbildungsbeihilfe (kurz: BAB) beim Arbeitsamt beantragen. Alternativ könnte auch Wohngeld in Frage kommen.
In der Ausbildung gehst du durch alle Abteilungen der Zahntechnik. Das sind: Arbeitsvorbereitung, Kunststoff, Modellguss, Edelmetall, Keramik, CAD/CAM
Angefangen wird in der Arbeitsvorbereitung (Gipsküche/Gipsraum). Hier werden alle Modelle hergestellt und vorbereitet für die weitere Bearbeitung. Dann lernst du wie Löffel und Bisse hergestellt werden, wie kleine Reparaturen an Prothesen gemacht werden, kleine Aufstellungen. Schließlich auch totale Prothesen. Das sind die Zähne, die Oma oder Opa herausnehmen können und abends in ein Glas mit Tabs legen.
Du lernst wie man eine Kaufläche in Wachs modelliert, eine ganze Zahnform, Kronen, Brücken usw. Wie man das Modellierte aus Wachs in Metall bringt. Wie man Modellgüsse herstellt, diese dann auch in Metall umsetzt.
Du lernst Zahnfarben, Formen und deren Funktionen im Kausystem bis ins kleinste Detail. Du lernst wie man Keramik schichtet. Meine liebevolle Wortwahl dafür, war Sandburgen in Zahnform bauen. Keramik ist wie feuchter Sand, nur sehr fein.
Es gibt Fächer wie Anatomie, Prothetik, Sozialkunde, Werkstoffkunde, Mathe, Physik und Chemie. So hießen sie jedenfalls noch vor 20 Jahren.
Heute nennt sich das alles anatomisch-physiologische Grundlagen der Zahnersatzherstellung, Zahnersatzkonstruktion und Gestaltung, Zusammensetzung und Verarbeitung der Ersatz- und Hilfsstoffe, Technologie der Zahnersatzherstellung, Zahnersatzkonstruktion und ihre anatomisch physiologischen Grundlagen, Sozialwissenschaft, CAD/CAM, Mathe, Physik und Chemie.
Der Unterricht erfolgt für einen Teil der Fächer wöchentlich und für den anderen Teil alle zwei Wochen.
Du kannst dich nach deiner Zahntechnik Ausbildung spezialisieren, falls du es nicht bereits in der Ausbildung begonnen hast. Es gibt die Gipser, die Kunststoff-Techniker, die Edelmetaller, die Modellgusser, die Keramiker, die CAD/CAM-Techniker und die Allrounder. Die Allrounder können alles.
Wie bereits oben beschrieben, gibt es in der Zahntechnik keine tariflichen Regelungen, sondern nur Empfehlungen der Innungen. Dein Gehalt basiert auf deinem Können, deinem Wissen und vor allem deinem Verhandlungsgeschick.
Das Einstiegsgehalt beläuft sich derzeit auf ca. 1800 Euro brutto, mehr oder weiniger, mit dem erlernten Beruf, Berufsjahren, Weiterbildungen und Spezialisierungen kannst du dein Gehalt steigern auf ca. 3000 Euro oder mehr.
Jetzt bist du die nächsten fünf Jahre Junggeselle oder Junggesellin. Junge Techniker werden gern genommen, da man diese noch "formen" kann. Du wirst aber in den Stellenanzeigen auch oft lesen "mit Berufserfahrung". Da derzeit eher ein Mangel an Technikern und Auszubildenden herrscht, wird sich immer eine Stelle finden in diesem Beruf. Aber die Erwartungen an die Bewerber sind meist sehr hoch.
Es gibt viele Wege in der Zahntechnik, denn du kannst dich spezialisieren und viel weiterbilden. Je nach Betrieb, werden deine Kosten für die Weiterbildungen übernommen.
Du kannst auch eine Meisterausbildung machen. Diese ist zwar Kostenpflichtig, aber auch hier, je nach Betrieb und Verhandlungsgeschick, übernimmt das dein Betrieb. Sofern dein Arbeitgeber die Fortbildung zum Meister nicht komplett finanziert, kannst du Meisterbafög beantragen. Das ist ein staatlicher Zuschuss zu deinen Teilnahme und Prüfungskosten sowie finanzielle Unterstützung der Lebenshaltungskosten bei Vollzeitausbildungen.
Die Zahntechnik ist vor allem ein Handwerk. Alles wird in Handarbeit gefertigt. Durch die Digitalisierung in der Zahntechnik werden uns viele Schritte erleichtert oder abgenommen. Ganz ersetzen kann man diese Schritte nicht, vor allem nicht das fachliche und praktische Wissen. Dieses wird benötigt beim Design des jeweiligen Zahnersatzes.
Im Detail bedeutet dies: wir scannen Gipsmodelle ODER wir erhalten einen digitalen Abdruck vom Zahnarzt. Dieser nimmt digital einen Abdruck im Mund des Patienten mit einem Intraoralscanner. Dieser Scanner (quasi 3D Fotoapparat) scannt alle Zähne und das Zahnfleisch. Früher hat man einen "Löffel" in Kieferform mit Alginat oder Silikon (quasi Knetmasse, die sich nicht mehr verformt) in den Mund geschoben bekommen, was nicht sehr angenehm ist, da es oft einen Brechreiz auslöst. Es gibt noch einige weitere Möglichkeiten.
Zurück zum digitalen Abdruck, wir bearbeiten diesen am PC, mit einem speziellen Programm (CAD/CAM), anschließend wird auf dem digitalen Modell der Zahnersatz konstruiert.
Wenn dies erledigt ist, wird ein Rohling (z.B. würfelförmiges Stück "Kreide" aus dem etwas geschnitzt wird) in eine Fräsmaschine gesetzt und diese fräst nun aus diesem Rohling den zuvor am PC designten Zahnersatz. Hier gibt es verschiedene Rohling Materialien und Fräsmaschinen. Je nach Art des geforderten Zahnersatzes.
Solche digitalen Abdrücke, können auch im 3D Druck umgesetzt werden. Denn du musst wissen, Gipsmodelle oder auch gedruckte Modelle sind unsere Arbeitsgrundlage. Sie geben die Situation im Mund wieder, zu dem Zeitpunkt als der Zahnarzt den Abdruck genommen hat.
Der Alltag im Labor ist, je nach Arbeitsaufkommen, mal hektisch und fast chaotisch, mal ruhig und fast langweilig. In der Zeit kann man aber durchaus kreativ sein, üben oder sich weiterbilden mit Fachliteratur. Es kommen auch Patienten ins Labor. Meist zur Zahnfarbbestimmung, aber auch zur individuellen Farb- und/oder Formkorrektur. Für uns als Zahntechniker ist es immer schön, das Gesicht zu dem Modell bzw. Zahnersatz zu sehen. Für mich war es, wenn auch anstrengend, immer die schönste Aufgabe, einen Zahnersatz mit dem Patienten zusammen fertig zu stellen. Zu sehen, das die eigene Arbeit jemandem ein Lächeln ins Gesicht zaubert, weil zuvor die Zähne defekt waren oder schief standen, hat mich immer motiviert.
All diese Zahnersatztypen sind möglich in viel Handarbeit oder teils bis komplett in digital.
Auch hier sind all diese Zahnersatz Typen möglich in viel Handarbeit oder teils digital
Als Zahntechniker/in benutzt du Gips, Kunststoff, lichthärtender Kunststoff, Keramik, verschiedene Metalle in Form von Legierungen oder Löt-, Schweiß- und Klammerdrähten, Wachs, Einbettmasse, diverse Lacke, Anmischflüssigkeiten, Isolierflüssigkeiten, Silikon, Sekundenkleber, Vaseline, Säuren, Elektrolytbäder und Galvanobäder, Peek und einiges mehr.
Als Zahntechniker/in benutzt du häufig Modellierinstrumente zum Modellieren von Wachs, Kunststoff und Gips, Pinsel zum Schichten von Keramik, Fräser, Schleifer, Polierer, Diamantschleifer zum Bearbeiten von Kunststoff, Keramik, Metall, Zirkon, Gips, Zangen zum Biegen von Drähten.
Wie du siehst, ist der Beruf des Zahntechnikers nicht ganz ungefährlich, du bist in der Zahntechnik vielen Gefahrenstoffen und Gefahrenquellen ausgesetzt.
Es gibt so viele verschiedene Wege und Möglichkeiten, es ist ein Beruf der mit Leidenschaft ausgeübt werden sollte
Was denkst du?